Reichweite auf Autopilot für deine Musik – so ungefähr fühlt sich der Discovery Mode von Spotify an. Wie die Promotion auf Spotify funktioniert, haben wir in diesem ausführlichen Artikel beleuchtet.
Stelle dir vor, du hättest Einfluss darauf, ob die Songs aus deinem Katalog öfter für personalisierte Empfehlungen wie Spotify Radio aufgegriffen werden. Würdest du diesen Eingriff in den Spotify Empfehlungsalgorithmus vornehmen? Wie viel wäre dir ein solches Spotify Promotion Tool Wert?
Durch den Empfehlungsalgorithmus entdecken Spotify User 16 Milliarden Mal im Monat einen Artist, den sie noch nie zuvor gehört haben. Darauf kann der Streaming Dienst zurecht stolz sein, denn heutzutage kann Musik oder ein/e neue/r Künstler:in so einfach entdeckt werden, wie nie zuvor. Allerdings wächst die Masse an zu entdeckender Musik auch täglich weiter ins Unermessliche.
Daher werfen wir zuerst einen kurzen Blick auf die personalisierten Empfehlungen von Spotify:
In der Grafik sind einige wenige Nutzersignale abgebildet, die in den Empfehlungsalgorithmus mit einfließen. Laut Spotify fließen noch viele weitere tausende Nutzersignale in unterschiedlichen Gewichtungen mit ein. Das hört sich nicht nur sehr kompliziert an, es ist auch sehr kompliziert. Aber letztendlich ist alles auf das Ziel ausgerichtet den Nutzer:innen individuell den perfekten Song zum perfekten Zeitpunkt vorzuschlagen.
Du kannst dir den Discovery Mode wie einen Turboknopf für die Verbreitung deiner Musik in programmierten Streamingquellen auf Spotify vorstellen. Ist ein Song im Discovery Mode, erhält er eine priorisierte Ausspielung in Spotify Radio, Autoplay und den Spotify Mixes. Also dort, wo die Musik nebenbei läuft und die Abfolge der Songs auf die Hörer:innen individuell zugeschnitten wird, um ihren Hörgewohnheiten gerecht zu werden. Ab und an entdeckt man auf diesem Weg neue Musik und neue Künstler:innen, an denen man Gefallen findet.
Wer jetzt denkt, Spotify macht das doch ohnehin schon, hat Recht. Allerdings können Artists im Discovery Mode die Songs bestimmen, die verstärkt in diesen Platzierungen auftauchen sollen.
Um dieses Feature zu nutzen, fallen keine Vorabkosten an, anders als beispielsweise bei Spotify Marquee oder Spotify Showcase Kampagnen. "Bezahlen" müssen Artists und Labels den Discovery Mode aber trotzdem, jedoch auf einem anderen Weg. Denn Spotify zahlt für alle Streams, die im Discovery Mode entstehen, 30% weniger an Lizenzen aus. Man gibt also nicht aktiv Geld aus, bekommt aber weniger für die eigene Musik.
Aktuell gelten bestimmte Voraussetzungen, um den Discovery Mode nutzen zu können. Das beginnt schon beim Vertrieb, über den du deine Musik bei Spotify hochlädst. Damit ein Song qualifiziert ist und tatsächlich für den Discovery Mode ausgewählt werden kann, gelten diese Voraussetzungen (Stand 12-2024):
Grundsätzlich garantiert dir der Discovery Mode keine Ergebnisse. Letztendlich treffen hier Algorithmen die Entscheidung, wann genau welcher Song bei welchen Usern platziert wird. Daher sind auch alle Ergebnisse möglich. Wir haben schon gesehen, dass ein Song durch den Discovery Mode regelrecht explodiert, es kann aber auch sein, dass so gut wie nichts passiert.
If the songs don’t perform well, they’ll quickly be pulled back. Listener satisfaction is our priority – we won’t guarantee placement to labels or artists, and we only ever recommend music we think listeners will want to hear. - Quelle: Spotify Blog
Laut Spotify gewinnen Artists im Schnitt während einer Discovery Mode Kampagne aber 37% mehr Follower und die Songs werden im Schnitt 50% öfter gespeichert und 44% häufiger in Playlists gespeichert.
Im Discovery Mode kann man ständig die aktuelle Performance der Songs einsehen und kann beobachten, ob die Aktion die gewünschten Ergebnisse bringt.
In Spotify for Artists Dashboard werden die Ergebnisse in einer Tabelle zusammengefasst. Die Kennzahlen zur Auswertung sind neu gewonnene Listeners und Streams aus dem Discovery Mode, sowie deren prozentualer Uplift. Viel wichtiger für die Bewertung der Ergebnisse sind aber Saves, Playlist Adds und die Intent-Rate, die aussagt, welcher Anteil der neu gewonnen Hörer:innen einen Song gespeichert oder in eine Playlist gepackt hat. Umso höher die Intent-Rate, umso besser ist die Resonanz auf deinen Song.
Man sollte sich gut überlegen, welche Songs man für den Discovery Mode freischaltet. Man könnte es sich einfach machen und einfach alle Songs auswählen und schauen, was passiert. Mit dieser Variante sieht man aber selten die besten Ergebnisse.
Im Discovery Mode geht es, wie der Name schon sagt, um die Entdeckung neuer Musik. Du solltest also möglichst nur die Songs freischalten, die dich als Artist am besten repräsentieren und auch eingängig sind. Idealerweise bekommt dein Song über den Discovery Mode ein Momentum, das die User dazu anregt, sich weiter mit dir und deiner Musik zu beschäftigen. Das erkennst du beispielsweise an Playlist Adds oder der Intent Rate.
Bewährt hat sich die Strategie, Songs mit guten Werten bei Playlist Adds und hoher Intent Rate über längere Zeiträume im Discovery Mode laufen zu lassen, um darüber die neuen Listener in deinen Katalog zu ziehen. Die neu gewonnen Hörer:innen sollten dann möglichst mehrere Songs aus deinem Katalog hören, die dann auch wieder zu 100% abgerechnet werden. Hier solltest du die Streams pro Listener Rate im Auge behalten und beobachten, ob die Strategie für dich aufgeht.
Spotify schreibt seit Gründung bis heute rote Zahlen, wobei sich das 2024 aller Voraussicht nach erstmals hin zu einem positiven Geschäftsergebnis drehen wird. Der Discovery Mode ist einer der vielen Bausteine auf dem Weg in die schwarzen Zahlen, denn der größte Kostenblock, den Spotify hat, sind die Lizenzzahlungen an die Rechteinhaber:innen. Ungefähr 70% des Abo-Umsatzes muss Spotify an Labels, Vertriebe und Artists weitegeben. Diese Kosten zu reduzieren, ist einer der großen Hebel für Spotify und der Discovery Mode steuert dazu bei. Denn wenn ein großer Teil der "programmed streams", also alles aus den Empfehlungsmechanismen von Spotify, mit 30% weniger Lizenz abgerechnet werden muss, bedeutet das auf globaler Ebene eine erhebliche Kostenreduktion.
Heute kannst du direkt aus deinem Spotify for Artists Account eine Discovery Mode Kampagne einrichten. Dafür gehst du im Menü auf den "Kampagnen"-Tab und wählst den Reiter "Discovery Mode Beta" aus.
Hier kannst du deine verfügbaren Songs auswählen und die Laufzeit bestimmen, entweder mit offenem Ende, oder auf einen Monat festgelegt. In einem anderen Artikel beschreiben wir den Prozess ausführlich.
Man darf gerne eine gespaltene Meinung zum Spotify Discovery Mode haben. Auf der einen Seite ist es eine gute Möglichkeit, neues Publikum zu erreichen, ohne dass man in finanzielle Vorleistung gehen muss. Dadurch, dass Spotify die Hörgewohnheiten seiner User sehr gut kennt, kann die Musik auch recht zielgerichtet an die passende Audience ausgespielt werden.
Auf der anderen Seite muss man sich aber darüber bewusst sein, dass Spotify einen Weg gefunden hat, die Artists und Labels durch geringere Auszahlungen "zur Kasse zu bitten", für eine Funktion, die es ohnehin schon lange gibt: die algorithmische Ausspielung von Musik an die passenden Hörer:innen.
Auf mittelfristige Sicht werden so praktisch alle Artists gezwungen sein, den Discovery Mode zu nutzen. Ansonsten verlieren sie an Relevanz und Streaming-Aufkommen. Nutzt ein Großteil der Artists irgendwann den Discovery Mode, gibt es praktisch keinen Unterschied mehr zur Situation vor dem Discovery Mode.
Solange man aber noch vom Discovery Mode profitieren kann, kannst du das Feature ausprobieren und dir selbst ein Bild davon machen. Ob es sich am Ende finanziell lohnt, kann man schwierig vorhersagen. Dafür musst du die Daten regelmäßig im Auge behalten und durchrechnen, ob du wirklich vom Discovery Mode profitierst.