Das Superfan Modell
Die Kunst einer guten Kommunikations-Strategie für Musiker:innen ist es, die Bedürfnisse und Erwartungen der Fans und des Artists miteinander zu vereinbaren. Das kann bspw. anhand des Superfan Modells gelingen. Dieses Modell, dass sich seit Anfang 2024 scheinbar einer großen Beliebtheit erfreut, ist schon seit über 13 Jahren Bestandteil unserer Musik Marketing Strategien. Es besagt in etwa: Wenn 1000 echte Fans im Laufe eines Jahres je 100 Euro für deine Musik bzw. deine Produkte ausgeben, kannst du als Artist davon leben.
Wie funktioniert das Superfan Modell?
Das Superfan Modell ist ein Funnel Modell, das über vier Stufen funktioniert. Dabei ist es kein einfacher Prozess, der einmal von vorne bis hinten durchlaufen wird. Das Modell funktioniert eher dynamisch und kann auf der obersten Stufe immer wieder neuen Zulauf an interessierten Menschen finden, die durch die weiteren Stufen gehen und zu Superfans werden können. Manche werden auch auf bestimmten Stufen stehen bleiben, wenn sie die Musik eines Artists zwar mögen, aber die Leidenschaft sie dann doch nicht so ganz gepackt hat. Und natürlich gibt es auch immer wieder Menschen, die nur situationsbedingt einen Song gut fanden, aber dann auch wieder ganz abspringen.
Wie kann ich als Künstler:in das Superfan Modell für mich nutzen?
Gehen wir das Modell anhand eines kleinen Beispiels durch: Du bringst neue Musik raus und möchtest, dass möglichst viele Menschen deine Songs hören. Richtig angewendet, kann dir das Superfan Modell in Verbindung mit dem Content Circle Aufschluss über die beste Kommunikationsstrategie für die jeweiligen Zielgruppen-Level geben.
Stufe 1: Awareness/Interest
Für viele Menschen bist du vermutlich noch unbekannt. Du schießt ein paar TikToks, Shorts und Reels in die Welt hinaus und verkündest dein neues Release. Du möchtest die Aufmerksamkeit potenzieller neuer Fans ergattern. Der Content für die ersten Touchpoints sollte nicht gleich vor Kaufbefehlen strotzen, sondern animieren sich näher mit dir bzw. deiner Musik zu beschäftigen. Gute Formate dafür sind z.B. Instagram Reels, TikToks und auch YouTube Shorts oder Feed Posts.
Stufe 2: Engagement
Finde nun heraus, was deinen potenziellen neuen Fans gefällt, was sie über die Social Media Kanäle von dir erfahren wollen. Vergiss dabei aber nicht deine persönlichen Grenzen. Der Content sollte nicht belanglos sein. Versuche deine Artist Identität zu thematisieren, wofür du stehst, worum es in deinen Lyrics geht, etc. Schaffe Mehrwerte! Wenn die Menschen dann mit deinem Content bzw. dir interagieren möchten, hast du einen entscheidenden Sprung gemacht. Lass dich aber nicht von einem einmaligen kleinen Hype blenden. Ob eine Strategie wirklich aufgeht, merkt man oft erst, wenn sie auch in der Wiederholung funktioniert. Auch hier sind geeignete Formate immer noch Instagram Reels, TikToks, YouTube Shorts und Feed Posts. Stories kannst du auch mit geeignetem Content angehen, hier erreichst du die Menschen, die bereits Follower geworden sind und sich schon mal entschieden haben mehr von dir hören zu wollen.
Stufe 3: Fan Zone & Monetization
In der Fan Zone geht’s nicht mehr nur um deine Socials! Tickets, Merch und dein neues Album verkaufen sich besser mit einem tollen Einkaufserlebnis – mit fesselnden Shows, direkten Messages in der Fan Community, oder authentischen Background Infos. Personen, die auf dieser Stufe stehen, sind schon echte Fans geworden. Zeige deinen Fans, dass du deine Kunst lebst und wirklich etwas zu erzählen hast. Aber mach nicht den Fehler dich nur noch aufs Verkaufen zu fokussieren, ansonsten verliert sich der Mehrwert für die Fans schnell in deinen Marketing-Bemühungen. Die Socials sind keine reinen Musik Promotion Tools und auch kein besserer Teleshopping Kanal. Sie bieten dir das Potenzial eine echte Verbindung zu deinen Fans aufzubauen. Enge-Freunde-Stories, Messenger Kanäle und Crowdfunding können auf so einer Basis gut funktionieren und deine Artist-Fan-Connection stärken.
Stufe 4: Superfans
Superfans pre-saven deine neusten Songs, um sie am Release Tag nicht zu verpassen. Sie fahren dir auf der Tour hinterher und sammeln Merch, CDs, Vinyls und Autogrammkarten. Superfans sind oft in Communities organisiert, wie z.B. Social Media Gruppen oder auch Mail-Verteilern. Sie wollen den exklusiven „Behind the Scenes“ Content, den Backstage Pass und am liebsten beim Vornamen von dir angesprochen werden. Wenn du genau weißt, worauf deine Fans abfahren und womit du ihnen einen echten Mehrwert liefern kannst, für den sie gerne bezahlen, dann kannst du deine Karriere finanziell auf solide Füße stellen. Werde kreativ, denn du kannst weitaus mehr monetarisieren, als nur die üblichen Verdächtigen, wie das Tour T-Shirt oder die bedruckte Kaffeetasse. Lerne, über welchen Merch, welche Produkte und welche Konzerterlebnisse sich deine Fans wirklich freuen oder überrasch sie mit neuen, exklusiven Formaten, die zu dir und deiner Kunst passen. Manche Künstler:innen verstehen allerdings den Unterschied zwischen "sich für die Fans verbiegen und alles öffentlich machen" und "echte, exklusive Mehrwerte zu schaffen" nicht ganz. Es geht nicht darum den Fans jeden Bereich des Lebens zugänglich zu machen und alles vom Aufwachen bis zum Abendessen in Social Media zu dokumentieren. Es geht vielmehr darum den Menschen etwas zu geben, das ihren Alltag etwas schöner, emotionaler, aufregender o.ä. macht. Künstler:innen stehen oftmals mit ihrem Image für einen Lebensstil, bestimmte Werte oder Gefühlswelten. Nirgend steht geschrieben, dass jeder Fan gerne wissen möchte, wie du dein Frühstücksei magst.
Der Weg vom ersten Touchpoint bis zum echten Superfan führt heute oft über Social Media. Verstehe deine Profile als wertvolle Kommunikationskanäle. Gehe behutsam damit um und respektiere die Personen am anderen Ende, denn sie können deine Karriere bedeuten.
